Warum ist Quarantäne so wichtig?
Der wichtigste aller Gründe ist: Man kann nicht wissen was das Tier hat.
Klar sagen nahezu alle Züchter, dass sie noch nie ein krankes Tier weggegeben haben und das er/sie selber kein krankes Tier im Bestand hat.
Aber das ist kein Grund und eine sehr schlechte Ausrede sich um Quarantäne zu drücken. Menschliche Eltern, die gesund sind, können auch ein krankes Kind zu hause haben. Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Oder weil es immer wieder gerne angeführt wird: "Das andere Tier von dem Züchter war auch gesund." Warst du noch nie als einziger krank, während alle anderen ihren Freizeitvergnügungen nachgehen konnten?
Flagellaten sind zum Beispiel eine häufige "Kinderkrankheit" bei Reptilien, die sich oft von selber wieder legen, aber
immer einer tierärztlichen Untersuchung bedürfen, da sie sehr ansteckend sind.
Aus diesem Grund halten gute Züchter ihre Nachzuchten auch alle einzeln, um eine Epidemie und Übertragung auf die Elterntiere oder andere im Bestand zu vermeiden. Auch dem Käufer ist es so möglich, dem Züchter Rückmeldung zu geben, denn Flagellaten holt man sich auch sehr schnell über Futtertiere ein.
Deswegen:
Bevor du ein Tier in sein Endterrarium setzt, führe
immer und ohne Ausnahme Quarantäne durch.
Bevor du ein Quarantänetier anfässt, desinfiziere dir die Hände und ziehe Einmalhandschuhe aus Latex, Vinyl oder Nitril an.
Bevor du ein weiteres Quarantänetier anfässt, desinfiziere dir wieder die Hände und wechsle die Handschuhe.
Kurz gesagt der Quarantänebereich ist der ideale Ort um Doktor zu spielen.
Ein weiterer Grund ist: Du kannst leichter nachvollziehen woher eventuelle Krankheiten kommen, denn du kannst mit Quarantäne recht genau bestimmen, von welchem Tier die Erreger stammen.
Danach beginnt allerdings die Suche:
Waren die Haltungsparameter richtig?
War irgendetwas mit dem Futter?
Könnte es vom Verkäufer stammen?
War das Tier in einem geschwächten Zustand?
Wenn du dir Gedanken über die Quelle gemacht hast und sie evtl. auch gefunden hast, kannst du schnell dafür sorgen, dass deine Tiere geschützt werden.
Noch ein Grund ist: Es spart Geld.
Wenn in deinem Bestand die Seuche ausbricht und du keine Quarantäne gemacht hast, kannst du davon ausgehen, dass alle Tiere, die miteinander in Kontakt gekommen sind und das alle Tiere die mit undesinfizierten Händen in Kontakt gekommen sind, mit dem Erreger infiziert sind.
Und es macht durchaus einen Unterschied ob man nur mit einem Tier zum Tierarzt muss oder mit dreien oder mehr.
Wer sich jetzt denkt, aber die Tests und der Tierarzt sind doch so teuer, sollte bitte daran denken, wenn die Tiere krank werden, wirds richtig teuer. Und wenn sie dann sogar aus Geiz/ Verantwortungslosigkeit sterben, hätte man sich eigentlich auch das Geld für Anschaffung sparen können.
Das ist auch der Grund, warum ich immer wieder Einzelhaltung empfehle, denn
es ist ein großer Denkfehler zu glauben, dass ein Tier, dass einmal gesund war, immer gesund bleiben wird. Ist beim Menschen ja auch nicht so.
Ein ebenfalls wichtiger Grund:
Krankheiten und Parasiten machen sich nicht sofort bemerkbar.
Jeder hat bestimmt schonmal was von Inkubationszeit gehört, der Zeit wo man schon infiziert ist, es sich aber noch keine Symptome zeigen, sprich die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist.
Das bedeutet, dass du dein Tier für 3 Monate in Quarantäne lassen solltest.
Das bedeutet aber auch, dass es nicht reicht nur eine Kotprobe einzuschicken. Denn
bei vielen Laboruntersuchungen muss eine gewisse Konzentration erreicht sein, damit der Test ausschlägt.
Wie mache ich Quarantäne richtig?
Man richtet einen seperaten Bereich ein, wo nur Neuzugänge und erkrankte Tiere hinkommen, am besten in einem anderen Raum.
Jeder Neuzugang sollte wie erkranktes Tier behandelt werden.
Danach beginnen die Doktorspielchen.
- erkrankte Tiere bekommen nur eine Minimalausstattung, die wegwerfbar ist. Das bedeutet: als Bodengrund Küchenrolle, eine Toilettenrolle oder Pappschachtel als Versteck und eine Wasserschale, die man gut desinfizieren kann.
Mehr nicht.
Krankenhaus soll nicht gemütlich sein, sondern keimfrei.
-zwischen jedem Tier werden die Hände desinfiziert und Einmalhandschuhe angezogen.
-nach jeder Kotabgabe wird das Terrarium gereinigt und desinfiziert (nein das ist nicht das gleiche).
- einmal im Monat wird eine Kotprobe zum Tierarzt gebracht oder eingeschickt an Labore wie Exomed, Laborclin oder die Uni Gießen, etc
- was auch immer du an Besteck und Instrumenten verwendest, wie Futterzangen, Pinzetten, etc, wird nach jedem Arbeitsgang desinfiziert und auf keinem Fall unsauber am nächsten Tier verwendet.
Du möchtest ja auch nicht dass der Onkel Doktor dir ein Thermometer in den Po oder einen Spatel in den Hals steckt, das bzw der gerade frisch und noch körperwarm vom Vorgänger kommt.
-Jedes Quarantäneterrarium hat seinen eigenen Putzschwamm oder -lappen, was auch immer du zum Reinigen benutzt. Gerade Schwämme und Lappen sind richtige Keimmutterschiffe und -brutstätten. Und wenn man den Schwamm, mit dem man ein Terra eines infizierten Insassen gereinigt hat, benutzt um ein noch nicht infiziertes zu reinigen, ist da schneller die Seuche drin, als man es zu glauben vermag.
Womit desinfizieren?
Desinfektionsmittel ist nicht gleich Desinfektionsmittel.
Hautdesinfektionsmittel:
Sterillium: tötet Bakterien, Pilze und Tbc-Erreger, es hat eine begrenzte Wirkung auf Viren.
Das verwenden die meisten.
Zur Reinigung von Terrarien braucht man ein Flächendesinfektionsmittel.
Ich verwende hierfür Neochemosept wie mein Tierarzt, da es die Atemwege der Tiere sehr wenig belastet. Diese müssen es ja deutlich länger als ich in den Dämpfen aushalten.
Bei hartnäckigen Erregern wie Kryptosporidien sollte StalloseptPlus verwendet werden.
Wer sich einlesen möchte, dem empfehle ich folgenden Link
Desinfektionsmittelliste